Auf unserem YouTube-Kanal @ChezChat86 und TikTok-Konto @Chez Chat findest Du viele lustige und faszinierende Videos über das Verhalten von Katzen vor Spiegeln. Einige Katzen reagieren aggressiv auf ihr Spiegelbild, andere ignorieren es einfach – und manche scheinen sich sogar selbst zu erkennen!
Doch was steckt wirklich dahinter? Haben Katzen ein Bewusstsein von sich selbst?
Kurz gesagt: Katzen erkennen sich nicht im Spiegel, und ihr Verständnis von "Ich" unterscheidet sich grundlegend von dem des Menschen. Warum ist das so? Wie denken Katzen über sich selbst? Und was sagt die Wissenschaft über das Selbstbewusstsein bei Tieren?
In diesem Blogbeitrag nehmen wir Dich mit auf eine spannende Reise in die Welt der Katzenkognition. Wir betrachten, wie Katzen auf Spiegel reagieren, was die Forschung über Tierbewusstsein sagt, welche Tiere den berühmten Spiegeltest bestehen und ob sich Katzen ihres „Katzenseins“ bewusst sind. Mach es Dir mit Deiner Fellnase gemütlich und tauche ein in die geheimnisvolle Welt des Katzengeistes!
Katzen und ihr Selbstbild: Spiegel und Reflexionen
Eine klassische Methode, um Selbstbewusstsein bei Tieren zu untersuchen, ist der Spiegel. Stell Dich vor, deine Katze sitzt vor einem Spiegel: Erkennt sie die reflektierte Katze als sich selbst? Die meisten Hinweise deuten darauf hin, dass dem nicht so ist.

Wissenschaftler verwenden seit den 1970er-Jahren den sogenannten Spiegeltest (auch Rouge-Test genannt), bei dem man einem Tier einen farbigen Fleck auf eine Körperstelle malt, die es ohne Spiegel nicht sehen kann. Wenn das Tier im Spiegel den Fleck bemerkt und versucht, ihn am eigenen Körper zu untersuchen oder zu entfernen, gilt das als Hinweis, dass es sein Spiegelbild als Abbild seiner selbst erkennt. Menschenkinder bestehen diesen Test typischerweise erst im Alter von etwa 1,5 bis 2 Jahren – früher schauen sie zwar in den Spiegel, verstehen aber nicht, dass sie sich selbst sehen.
Und bei Katzen? Katzen bestehen den Spiegeltest nicht. Wenn man Hauskatzen vor einen Spiegel setzt, zeigen sie meist eines von drei Verhaltensmustern: Manche ignorieren das Spiegelbild nach kurzem Interesse völlig, als wäre es irrelevant. Andere reagieren zunächst neugierig – große Augen, gespitzte Ohren – und scheinen zu versuchen herauszufinden, was es mit dem „anderen“ auf sich hat. Wieder andere fühlen sich bedroht oder verhalten sich aggressiv: Sie machen einen Katzenbuckel, sträuben das Fell und peitschen mit dem Schwanz, so wie sie es tun würden, wenn plötzlich eine fremde Katze in ihrem Revier auftaucht. Dieses Abwehrverhalten sieht für uns Menschen manchmal komisch aus (als würde die Katze ihrer eigenen Spiegelung zuwinken), ist aber nichts anderes als Selbstverteidigung – die Katze hält das Spiegelbild für einen fremden Artgenossen, der jede ihrer Bewegungen perfekt imitiert.
Warum gelingt es Katzen nicht, das Geheimnis des Spiegels zu entschlüsseln?
Ein Grund ist wahrscheinlich, dass der Spiegel nur ein visuelles Signal liefert. Katzen orientieren sich stark am Geruch und Gehör. Wenn im Spiegel zwar eine Katze zu sehen ist, aber jede olfaktorische und akustische Spur fehlt, entsteht eine verwirrende Situation. Für die Katze wirkt es, als stünde ein Artgenosse direkt vor ihr, der aber weder riecht noch ein Geräusch von sich gibt. Da passt etwas nicht zusammen – verständlich, dass Miez misstrauisch oder desinteressiert reagiert. Zum anderen erfordert die Erkenntnis „Das da im Spiegel bin ICH“ ein hohes Maß an kognitiver Verarbeitung und Verknüpfung zwischen eigenem Körpergefühl und Sichtbarem. Selbst menschliche Babys begreifen das Konzept erst mit der Zeit. Wenn eine Katze also dem Spiegel keine Beachtung schenkt oder ihn wie einen anderen Kater anfaucht, bedeutet das nicht zwingend, dass sie „dumm“ ist – ihr Gehirn interpretiert die Situation lediglich anders und priorisiert andere Informationen (z.B. Gerüche). Tatsächlich zeigen Experimente, dass viele Tiere nicht verstehen, wie ein Spiegel funktioniert, ohne vorherige Gewöhnung. Nicht alle Spezies verlassen sich so sehr auf visuelle Selbsterkennung wie wir Menschen. Hunde und Katzen zum Beispiel identifizieren sich und ihre Artgenossen eher am Geruch; ein Spiegelbild liefert ihnen nicht die gewohnten Anhaltspunkte. Aus Katzensicht ist es also gar nicht so erstaunlich, dass der flache Glasgegenstand mit der stummen „Geisterkatze“ darin kein großes Aha-Erlebnis auslöst.
Spannend ist: Viele Katzen gewöhnen sich im Alltag an Spiegel. Junge Kätzchen mögen zunächst irritiert sein und hinter den Spiegel schauen, ob sich dort eine andere Katze versteckt. Doch nach einiger Zeit begreifen sie offenbar, dass von diesem lautlosen Doppelgänger keine Gefahr ausgeht, und ignorieren ihn schließlich.
Manche Stubentiger nutzen den Spiegel sogar gelegentlich, um hinter sich zu schauen – ob das wirklich bewusst geschieht oder Zufall ist, bleibt dahingestellt. Ein virales TikTok-Video aus dem Jahr 2022 zeigte einen Kater namens Buster, der in einem Spiegel scheinbar fasziniert sein eigenes Spiegelbild anstarrt. Millionen Zuschauer amüsierten sich und fragten sich: Hat dieser Kater gerade eine Erleuchtung über sein Selbst? Katzentrainer und Verhaltensexperte Jackson Galaxy kommentierte augenzwinkernd, Buster verhalte sich so, als hätte er „einen Gleichgesinnten getroffen“ und sei nur vorsichtig, ob er dem Fremden trauen könne. Mit anderen Worten: Auch hier liegt die Vermutung nahe, dass der Kater im Spiegel für Buster kein „Ich“, sondern ein potenzieller Artgenosse war – wenn auch einer, der sich merkwürdig verhält. Unterhaltsam war der Anblick allemal, doch einen wissenschaftlichen Durchbruch in Sachen Katzenselbsterkenntnis stellte er nicht dar.

Infobox: Wissenschaftlicher Hintergrund zu Tierbewusstsein
Tierbewusstsein ist ein weites Feld. Grundsätzlich wird dabei zwischen einfachem Bewusstsein und Selbst-Bewusstsein unterschieden. Ein Tier gilt als bewusst (im Sinne von sentient), wenn es Gefühle und Wahrnehmungen hat – also Schmerz empfinden, hungrig sein oder sich freuen kann. Dass dies für höhere Tiere wie Säugetiere und Vögel der Fall ist, gilt heute als unbestritten.

Im Jahr 2012 unterzeichneten führende Neurowissenschaftler die Cambridge Declaration on Consciousness und stellten klar: Menschen sind nicht einzigartig – viele nichtmenschliche Tiere (einschließlich aller Säugetiere und Vögel, aber auch Oktopoden) besitzen die neurologischen Voraussetzungen für bewusste Erlebnisse (en.wikipedia.org). Mit anderen Worten: Es gibt starke wissenschaftliche Hinweise, dass Tiere ein subjektives Erleben haben – sie sind keine gefühllosen Automaten, als die sie im 17. Jahrhundert etwa von Philosophen wie Descartes angesehen wurden.
Doch Selbstbewusstsein – im Sinne eines „Ich-Bewusstseins“ – ist etwas Spezielleres. Es bedeutet, dass ein Lebewesen sich als eigenes Individuum erkennt, getrennt von der Umwelt und von anderen. Der berühmte Satz „Ich denke, also bin ich“ (Cogito ergo sum) beschreibt menschliches Selbstbewusstsein. Bei Tieren stellt sich die Frage: Haben sie ein Konzept von „Ich“? Wissen sie, wer sie sind oder dass sie überhaupt ein „Selbst“ haben? Das ist schwer zu beantworten, denn wir können Tiere nicht einfach fragen. Hier kommen Verhaltensindikatoren ins Spiel – etwa der Spiegeltest als Indiz, dass ein Tier eine Vorstellung vom eigenen Aussehen hat und sich von anderen unterscheiden kann.
Allerdings ist der Spiegeltest nicht unumstritten. Kritiker betonen, dass ein Nicht-Bestehen des Tests nicht automatisch bedeutet, dass kein Ich-Bewusstsein vorhanden ist. Verschiedene Arten nehmen die Welt unterschiedlich wahr. Ein Tier, das den Spiegel ignoriert, könnte dennoch ein Bewusstsein seiner selbst besitzen, nur drückt es sich anders aus, als der Test es erfasst. Beispielsweise verlassen sich Hunde auf Geruch: Ein Experiment mit Urin („Gelber-Schnee-Test“) zeigte, dass Hunde ihren eigenen Geruch von dem fremder Hunde unterscheiden und an fremdem Urin länger schnüffeln – ein Hinweis, dass sie einen Sinn für das Eigene haben. Ebenso gibt es neuere Tests zur Körperwahrnehmung: 2021 fand eine Studie heraus, dass Hunde erkennen, wenn ihr eigener Körper im Weg ist – in dem Versuch mussten Hunde ein Objekt apportieren, das über eine Matte mit dem Boden verbunden war, auf der der Hund stand. Die Hunde begriffen, dass sie von der Matte heruntersteigen mussten, um das Objekt bewegen zu können. Das impliziert ein Bewusstsein des eigenen Körpers als getrennt vom Untergrund – eine Form von Selbstwahrnehmung.
In der Verhaltensforschung spricht man daher von graduellen Stufen des Selbstbewusstseins. Vielleicht existiert kein einfaches Ja/Nein für „Tier hat Ich-Bewusstsein“, sondern Abstufungen. Ein Fisch oder eine Katze hat sicherlich kein so reflektiertes Ich-Konzept wie ein erwachsener Mensch. Aber sie haben möglicherweise ein grundlegendes Gefühl der eigenen Existenz – sie wissen, wo ihr Körper anfängt und aufhört, und unterscheiden „mir passiert etwas“ von „da passiert etwas in der Umwelt“. Diese Basisform von Selbstwahrnehmung kann vorhanden sein, ohne dass das Tier sich im Spiegel erkennt oder über sich selbst nachdenkt. Bei menschlichen Kleinkindern sieht man ebenfalls: Schon bevor sie den Spiegeltest bestehen, zeigen sie ein gewisses Ich-Gefühl (zum Beispiel benutzen sie Pronomen wie „ich“ oder zeigen Besitzansprüche – meine Mama, meine Spielsachen). Entsprechend vorsichtig sind Wissenschaftler geworden, ein Tier vorschnell als „ohne Selbstbewusstsein“ abzustempeln, nur weil es einen bestimmten Test nicht besteht. Tierisches Bewusstsein wird heute als Kontinuum betrachtet, auf dem verschiedene Arten sich unterschiedlich einordnen lassen. Die Frage „Wissen Katzen, dass sie Katzen sind?“ lässt sich also nicht mit einem einfachen Ja oder Nein beantworten – sie führt mitten hinein in dieses spannende Forschungsfeld.
Fun Fact: Welche Tiere bestehen den Spiegeltest?
Nur wenige ausgewählte Arten haben im klassischen Spiegeltest überzeugend reagiert, als hätten sie sich selbst erkannt. Hier eine nicht vollständige Liste der „Spiegelkönner“ im Tierreich:
Menschenaffen
Schimpansen und Orang-Utans schneiden sehr gut ab. Bei Gorillas ist es komplizierter – viele Silberrücken reagieren aggressiv auf Spiegelbilder. Einzelne Gorillas (etwa die sprachtrainierte Koko) haben jedoch Anzeichen von Selbsterkennung gezeigt. Bonobos, unsere weiteren nächsten Verwandten, bestehen den Test ebenfalls häufig.
Elefanten
Auch einige Elefanten haben den Test bestanden. In einem bekannten Experiment erkannte die Elefantenkuh Happy einen farbigen Punkt auf ihrem Kopf im Spiegel und berührte ihn mit dem Rüssel. Allerdings schaffen es nicht alle Elefanten; ihr natürliches Verhalten (Schlamm auf dem Körper ist normal, sie „putzen“ sich weniger oft) beeinflusst das Testergebnis.
Delfine und Orcas
Große Meeressäuger wie Großer Tümmler (Delfin) und Schwertwal haben in Versuchen vor dem Spiegel ausgiebig ihr eigenes Spiegelbild untersucht und sich dabei z.B. gedreht, um Körpermarkierungen zu sehen. Sie zeigen oft verspielte Bewegungen, als würden sie sich selbst entdecken.
Rabenvögel
Die Eurasische Elster war der erste Vogel, bei dem Selbsterkennung nachgewiesen wurde. Magpies, so der englische Name, erkennen an ihrem Verhalten farbige Aufkleber am Gefieder, die sie nur im Spiegel sehen können. Krähen und andere Rabenvögel schneiden in abgewandelten Tests ebenfalls erstaunlich intelligent ab – sie gehören zu den schlauesten Vögeln.
Ameisen
Überraschung im Insektenreich – 2015 berichteten Forscher, dass bestimmte Ameisen sich selbst im Spiegel testen lassen. Mit Farbe markierte Ameisen putzten die Flecken von ihrem eigenen Körper, wenn sie einen Spiegel hatten, was nahelegt, dass sie sich vom gespiegelten Artgenossen unterscheiden konnten. Das Ergebnis ist allerdings umstritten und wurde nicht bei allen Ameisenarten beobachtet.
Putzerfische

Vielleicht die größte Sensation lieferte ein kleiner tropischer Fisch (Putzerlippfisch, Labroides dimidiatus). Forscher vom Max-Planck-Institut zeigten 2019, dass diese Fische auffällige Flecken, die sie nur im Spiegel sehen, durch Scheuern ihres Körpers zu entfernen versuchen. Das deutet auf eine Form von Selbsterkennung hin und stellt unsere Vorstellung von Fischgehirnen auf den Kopf. Allerdings wird eifrig diskutiert, ob der Putzerfisch wirklich ein „Ich-Konzept“ hat, oder ob er lediglich einen Parasiten an sich selbst bemerkt, ohne zu verstehen, wer da im Spiegel ist.
Diese Beispiele zeigen: Selbstbewusstsein ist nicht exklusiv menschlich. Aber es ist auch nicht weit verbreitet – zumindest in der visuellen Form, die der Spiegeltest misst. Hunde und Hauskatzen haben den klassischen Test wie erwähnt nicht bestanden. Dafür besitzen sie möglicherweise andere Fähigkeiten, die man als Selbstwahrnehmung deuten kann (Geruchssinn, Körperbewusstsein etc.). Die Forschung lernt ständig dazu, und neue kreative Tests könnten zukünftig noch mehr Arten entlarven, die ein geheimes Spiegel-Ich haben.
Katzen und Identität: Sind sie sich ihres „Katzenseins“ bewusst?
Nun zur Kernfrage: Wissen Katzen, dass sie Katzen sind – so wie wir Menschen wissen, dass wir Menschen sind? Vermutlich nein – zumindest nicht auf die reflexive, abstrakte Weise, wie wir das von uns kennen. Katzen haben kein Sprachkonzept von „Katze sein“ und führen wohl keine inneren Monologe über ihre Spezies. Aber sie haben durchaus ein Selbst in dem Sinne, dass sie sich von ihrer Umgebung und von anderen Lebewesen unterscheiden können. Sie wissen, was ihnen gehört und was fremd ist (man denke an reviermarkierende Kater, die klar zwischen meinem Territorium und dem des Nachbarn unterscheiden). Sie erkennen vertraute Menschen und Tiere wieder und reagieren anders auf Fremde. All das setzt ein gewisses Identitätsbewusstsein voraus – wenn auch anders geartet als unseres.
Interessanterweise behandeln Katzen uns Menschen oft so, als wären wir ebenfalls Katzen. Der renommierte Anthrozoologe John Bradshaw stellte nach jahrelanger Forschung fest: Katzen haben keine gesonderte „Schublade“ für den Umgang mit Menschen, so wie Hunde es tun. Während ein Hund schnell merkt „Aha, das ist ein Mensch“ und sein Verhalten anpasst (Hunde spielen z.B. mit Menschen anders als mit anderen Hunden), verhalten sich Katzen gegenüber ihren Haltern weitgehend so, wie sie es untereinander tun. Wenn Ihre Katze Sie mit erhobenem Schwanz begrüßt, Ihnen um die Beine streicht oder Sie zärtlich leckt (anstupst oder „putzt“), dann ist das exakt das Verhalten, das sie gegenüber einer befreundeten Katze zeigen würde. Das spricht dafür, dass Mieze uns als sozial gleichartige Wesen ansieht – wir sind groß, wir riechen anders, aber wir werden trotzdem mit dem Katzen-Sozialverhalten bedacht. Bradshaw drückte es scherzhaft so aus: Für unsere Katze sind wir keine Menschen, sondern etwas unbeholfene, riesige Katzen (die aber erstaunlicherweise Dosen öffnen können). Natürlich weiß die Katze nicht wirklich, was ein Mensch oder eine Katze biologisch ist. Doch sie weiß, wie sie sich gegenüber vertrauten Gefährten (egal welcher Art) verhält, und dass sie selbst Teil dieser Beziehung ist.

Apropos Name: Können Katzen ihren eigenen Namen erkennen? Tatsächlich ja – eine Studie aus Japan 2019 zeigte, dass Katzen die Klangmelodie ihres Namens von anderen ähnlichen Wörtern unterscheiden können. In Experimenten reagierten Hauskatzen (durch Ohrendrehen, Kopfbewegung oder Maunzen) deutlich öfter auf ihren Namen als auf andere Wörter. Das galt sogar, wenn fremde Personen die Namen riefen, wenngleich die Reaktion bei der vertrauten Stimme der Besitzer stärker war. Das bedeutet: Ihre Katze weiß, dass ein bestimmtes Geräuschmuster (ihr Name) oft mit ihr in Verbindung steht – sei es, dass Futter folgt, Streicheleinheiten oder gelegentlich Schimpfe. Allerdings, so betonen die Forscher, verstehen Katzen vermutlich nicht, dass der Name ein Konzept ihrer eigenen Person ist. Vielmehr assoziieren sie das Wort mit Konsequenzen (Belohnung/Bestrafung). Die Psychologin Atsuko Saito, die diese Studie leitete, meint, dass es unwahrscheinlich ist, dass Katzen den Namen als „Etikett für mich selbst“ begreifen, so wie wir unseren Namen verstehen. Es gibt also einen Unterschied zwischen dem Wiedererkennen eines Signals (Name) und echtem Selbstbewusstsein. Dennoch: Es zeigt die kognitive Fähigkeit der Katze, individuell relevante Wörter herauszufiltern – etwas, das man früher fast nur Hunden zutraute. Neuere Forschung legt sogar nahe, dass Katzen die Namen anderer Katzen im selben Haushalt lernen können und Gesichter den entsprechenden Namen zuordnen. Deine Katze kennt Dich und Deine Familie also besser, als man denkt – nur philosophieren wird sie darüber kaum.
Wie steht es mit dem „Ich-Gefühl“ der Katze? Hat sie so etwas wie ein Ego? Während uns hier die harten Beweise fehlen (Katzen schreiben leider keine Tagebücher), sprechen manche Verhaltensweisen dafür, dass Katzen sich selbst als handelndes Subjekt erleben. Zum Beispiel zeigen Katzen Frustration, wenn etwas nicht so klappt, wie sie wollen (wer hat nicht schon eine Katze schimpfen hören, wenn das Leckerli unter dem Schrank festklemmt?). Sie träumen und zucken im Schlaf – vielleicht verarbeiten sie Erlebtes aus ihrer eigenen Perspektive. Und sie können durchaus eifersüchtig reagieren, wenn Herrchen plötzlich einem fremden Tier Aufmerksamkeit schenkt. All dies sind Indizien, dass eine Katze Emotionen und Erfahrungen hat, die auf sie selbst bezogen sind.
Allerdings dürfen wir nicht vermenschlichen: Eine Katze grübelt vermutlich nicht über die eigene Identität. Sie ist einfach Katze und handelt nach ihrem Instinkt und Erfahrungsschatz. Sie erkennt andere Katzen als solche – vor allem am Geruch. Einen interessanten Hinweis liefert das Phänomen, dass Katzen aus einer Gruppe sich nach einem Tierarztbesuch manchmal anfauchen. Der Grund ist der veränderte Geruch des heimkehrenden Stubentigers: Ohne den vertrauten „Gruppenduft“ wird er plötzlich wie ein Fremder behandelt. Erst wenn der gemeinsame Hausgeruch (durch Putzen, Kuscheln etc.) wiederhergestellt ist, normalisiert sich das Sozialverhalten. Das zeigt, dass Katzen Artgenossen nicht an Aussehen oder „Wissen“ identifizieren („Ach das ist ja meine Mitbewohnerin Minka“), sondern an Geruch und Verhalten. Das Konzept einer abstrakten Kategorie „Katze“ brauchen sie dafür nicht.
Weitere spannende Aspekte, Studien und Anekdoten
Die Erforschung des Tiergeistes ist ständig im Fluss. Hier ein paar zusätzliche Beobachtungen rund um Katzen und Bewusstsein, die neugierig machen:
Tricks und Training
Katzen gelten als eigensinnig, doch sie lassen sich trainieren und lernen dabei, gewisse Handlungen mit ihrer eigenen Rolle zu verknüpfen. Zum Beispiel kann man Katzen beibringen, Pfötchen zu geben oder auf Kommando durch einen Reifen zu springen. Das erfordert, dass die Katze versteht: „Ich soll jetzt etwas tun, um eine Belohnung zu bekommen.“ Auch das ist eine Form von Selbstwahrnehmung – die Katze nimmt sich als Agierenden wahr, der durch eigenes Tun etwas erreicht. Freilich motiviert man Katzen am besten mit Futter; ihre Kooperation ist oft pragmatischer Natur als die eines eifrigen Hundes. Dennoch zeigen erfolgreich trainierte Katzen, dass sie aufmerksam beobachten und eigene Aktionen bewusst steuern können.
Spiele mit dem Menschen
Viele Katzen entwickeln kleine Routinen oder „Spiele“ mit ihren Besitzern – sei es das allmorgendliche Wecken um 5 Uhr (sehr zur Freude der Schlafenden) oder das Verstecken-Spielen hinter Möbeln. Diese Interaktionen deuten darauf hin, dass Katzen lernen, wie sie auf ihren Menschen wirken können. Ein Beispiel: Einige Katzen merken, dass wir auf bestimmte Lautäußerungen reagieren, und setzen sie gezielt ein. Das sogenannte „solicitous purring“ – ein bettelndes Mauzen im Schnurrtonfall – nutzen Katzen, um beim Menschen ein Fürsorgeprogramm auszulösen.
Sie haben quasi herausgefunden: „Wenn ich mich so verhalte, löse ich bei meinem Menschen folgende Reaktion aus.“ Hier schimmert eine Art Verständnis der eigenen Identität in der sozialen Beziehung durch.
Kognitive Karten

Katzen bewegen sich in ihrem bekannten Terrain meist sehr souverän. Sie springen genau so hoch, wie nötig, balancieren auf schmalen Geländern und finden sich im Dunkeln zurecht. Dabei hilft ihr ausgezeichnetes Gedächtnis und räumliches Bewusstsein. Studien zeigen, dass Katzen eine mentale Vorstellung davon haben, wo sich Dinge befinden, die sie nicht sehen – eine Art Objektpermanenz. Wenn eine Katze eine Beute unter ein Kissen schiebt, „weiß“ sie noch, dass sie da ist, selbst wenn sie verdeckt ist, und kann später danach suchen. Diese innere Representation der Umwelt inklusive ihrer selbst darin deutet ebenfalls auf Bewusstseinsleistungen hin, die über bloßen Reflex hinausgehen.
Träumen Katzen von sich selbst?
Dass Hunde im Schlaf jaulen oder „rennen“, haben viele beobachtet – auch Katzen träumen. Die Gehirnaktivität von schlafenden Katzen ähnelt in bestimmten Phasen der von träumenden Menschen. Man kann natürlich nicht feststellen, was sie träumen. Es könnte die Mausjagd vom Nachmittag sein oder ein gemütliches Nickerchen auf dem Lieblingskissen. Spannend ist die Frage, ob im Traum so etwas wie Selbstwahrnehmung auftritt. Träumt die Katze von sich, als handelndes Wesen? Wir wissen es nicht – aber allein die Möglichkeit zeigt, wie geheimnisvoll das Innenleben unserer Vierbeiner noch ist.
Grenzen der Empathie
Ein Merkmal höheren Bewusstseins ist Empathie – die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen. Bei Katzen ist das begrenzt. Zwar reagieren manche Katzen, wenn es ihrem Menschen schlecht geht (es gibt Berichte von Katzen, die sich anschmiegen, wenn jemand weint). Doch im Allgemeinen sind Katzen keine Empathie-Weltmeister. Sie verstehen nicht unbedingt, was wir denken oder fühlen. Zum Beispiel bringen Katzen ihrem Menschen erbeutete Mäuse – manche Theorien sagen, als „Geschenk“ oder aus Fürsorge, weil sie denken, wir unfähige Jäger brauchen Futter. Andere meinen, die Katze will ihren Erfolg mit uns teilen oder uns quasi „das Jagen beibringen“. Was auch immer dahintersteckt: Es zeigt zumindest, dass Katzen eine Vorstellung davon haben, dass wir etwas nicht können, was sie können. Das ist zwar keine Selbst-, aber eine Fremdwahrnehmung, die Rückschlüsse zulässt. Immerhin behandeln Katzen uns anders als Katzenbabys (die würden sie herumtragen) – sie scheinen zu begreifen, dass wir groß und eigenständig, aber etwas ungeschickt sind. Vielleicht stuft uns Ihre Katze also als Ehrenkatze ein, die man mögen und bemuttern kann, auch wenn sie kein Fell hat.
Fazit
Wissen Katzen, dass sie Katzen sind? Wahrscheinlich nicht so, wie wir es definieren würden. Sie haben kein abstraktes Konzept ihres „Katzenseins“. Aber sie besitzen ohne Zweifel ein Selbst – eine einzigartige Persönlichkeit mit Vorlieben und Abneigungen – und sie können zwischen sich und anderen unterscheiden. Ihre Weltwahrnehmung ist sinnesorientiert und weniger introspektiv: Eine Katze reflektiert nicht vorm Kamin über den Sinn des Lebens als Katze. Doch sie lebt ihr Leben mit Bewusstsein: Sie spürt Hunger und Sättigung, Angst und Freude, kennt ihre Stellung im sozialen Gefüge – kurz: Sie ist sich ihrer selbst im Moment bewusst, auch ohne sich im Spiegel anzustarren. Und letztlich lieben wir Katzen genau dafür, wie sie sind: geheimnisvoll, eigenwillig und immer für eine Überraschung gut. Ob sie nun wissen, dass sie Katzen sind, oder fest daran glauben, sie wären die Herren des Hauses – für uns bleibt jede Katze etwas ganz Besonderes.